Der Weg zum perfekten Wurf ist ein langer. Was so einfach im Fernsehen aussieht, ist in der Regel das Ergebnis jahrelangen Trainings. In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Grundlagen für einen guten Wurf und wie du trainieren kannst, um besser zu werden.
Inhaltsverzeichnis
Wurftechnik
Stand
Wie steht man beim Darts?
Ein konstant gleicher, ruhiger und stabiler Stand ist die Grundlage für Erfolg im Darts. Dein vorderer Fuß ist der rechte, wenn du mit rechts wirfst und der linke, wenn du mit links wirfst. Der jeweils andere Fuß stabilisiert den Stand und wird locker dahinter/daneben gehalten. Viele Spieler stehen mit diesem Fuß nur auf der Fußspitze, bei manchen liegt er auch in der Luft.
Der Standfuß wird in der Regel parallel zum Oche gehalten, du stehst also seitlich, oder im 90 Grad Winkel, du stehst also gerade. Einige Spieler stehen auch im 45 Grad Winkel zum Oche.
Seitliche stehende Spieler sind etwa Martin Schindler oder Luke Littler.
Frontal stehende Spieler sind z. B. Simon Whitlock, Gary Anderson oder auch Luke Humphries.
Hier gilt ausprobieren, was dir eher zusagt. Frontal zum Board stehen ist rückenschonender – das nur am Rande 😉
Oberkörper, Arm und Schulter
Für alles oberhalb deiner Beine gilt das gleiche: Ruhig und reproduzierbar. Dein Oberkörper sollte nach jedem Wurf in der gleichen Position bleiben, sodass ein konstanter Wurf möglich ist. Ausnahmen wie John Henderson bestätigen die Regel. Zu viel Bewegung im Oberkörper wird deiner Leistung jedoch eher hinderlich sein.
Griff
Wie hält man den Dartpfeil richtig?
Darauf gibt es keine Antwort. Der erste und richtige Weg ist es, die Pfeile zu nehmen und so zu halten, wie es für dich natürlich und gut anfühlt. Versuche nicht einen bestimmten Griff eines Dartprofis nachzuahmen.
Du wirst bei den Profis, aber auch den Amateuren, unterschiedliche Art und Weisen sehen, wie ein Dartpfeil gehalten werden kann. Vorne am Barrel, hinten am Barrel oder eher mittig. Manche verwenden drei Finger, andere 4. Bei manchen geht ein Finger zur Spitze, um den Pfeil zu stabilisieren, etc. Wieder andere möchten eine Mulde im Barrel, damit sie den Dart einfach an der immer selben Stelle greifen können.
Probiere dich am Anfang mit dem Griff ruhig etwas aus. Es wird seine Zeit brauchen, bis du den für dich richtigen Griff gefunden hast, den du immer wieder reproduzieren kannst. Nutze dafür unbedingt auch verschiedene Barrel mit verschiedenen Arten von Grip.
Zielen und Werfen
Hier gilt der Grundsatz: Schaue dorthin, wo der Pfeil landen soll und werfe dorthin, wo du hinschaust.
Leichter gesagt als getan, aber im Grunde ist es genau das. Die liebe Dartsgondel kann das viel besser erklären als ich – das Video startet direkt an der richtigen Stelle:
Das Anschauen des Ziels sowie der laufende Fokus auf das Board ist essentiell. Jeder (Hobby-) Spieler wird das Kennen, wie schnell ein Dart fernab des eigentlichen Ziels landet, nur weil der Fokus verloren gegangen ist. Umgekehrt bedeutet das: Nur durch einen starken Fokus kann das eigene Spielniveau schon deutliche angehoben werden. Schau dir die Augen der Dartprofis beim Werfen an und du erkennst, was Fokus bedeutet.
Der Wurf
Man sagt: Grundlage eines erfolgreichen Wurfes ist das Durchziehen des Arms beim Werfen. Richtig ist, dass das sehr viele Dartprofis machen – aber nicht alle. Bist du noch auf der Suche nach dem für dich richtigen Wurf, schadet es nicht, das auszuprobieren. Nicht richtig ist jedoch, dass das Durchziehen des Arms notwendig ist, um erfolgreich zu spielen. Dave Chisnall ist das berühmteste, aber nicht das einzige Beispiel.
Viele extrem wertvolle Videos dazu gibt es bei Oliver Kaiser auf YouTube. Ich habe dir hier eine Playlist zusammengestellt:
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Trainingsspiele
Around the Clock
Ziel des Spiels: Von 1 bis 20 (oder Bull) alle Zahlen treffen. Trainiert wird die allgemeine Treffisicherheit auf die einfachen Zahlen und Triple – brauchst du immer, gerade für das Stellen und Checken!
Beispielvideo:
Scorpion Roulette
Ziel des Spiels: Von 20 abwärts bis zum Bulls Eye kommen. Trainiert wir die allgemeine Treffsicherheit auf die einfachen Zahlen, später auch Doppel und Triple.
Beispiel-Video:
Bob’s 27
Ziel des Spiels: Doppel trainieren und dabei so viele Punkte wie möglich erzielen. Schön, da es motiviert, den eigenen Highscore zu übertreffen und man so regelmäßig spielt und die Doppel trainiert.
Beispiel-Video:
121
Ziel des Spiels: Finish stellen und checken, aber auch Scoring trainieren
Beispielvideo:
Ein empfehlenswerte Playlist bzgl. Trainingsspielen habe ich dir hier verlinkt:
Scoring
Streuung
Streuung bedeutet, dass die Darts neben den Feldern landen, die du eigentlich treffen wolltest. Bei guten Dartspielern sind das also Treffer in der 5, der 1, der 3 oder der 7. Fängst du gerade erst an und zielst auf die 20, landen sie auch gerne mal in der 9, der 12, der 18 oder der 4. Alles kein Drama. Doch wie schafft man es, die Streuung zu minimieren?
Die Basis ist ein sauberer Wurfstil und vor allem Fokus. Bist du gedanklich schon beim nächsten Doppel, weil du die einfache Zahl doch eh triffst, passiert der Fehler. Auch beim Scoring solltest du daher bei jeder Aufnahme den maximalen Fokus haben.
Ein Tipp, einen geraden Wurf zu üben, kann das Trainieren mit einer Schnur in der Mitte des Dartboards sein. Du findest diese Technik in diesem Video vorgestellt:
Mehr 180er werfen
Hier kann ich dir dieses Video von Hempel Tempel TV ans Herz legen. Im Kern geht es darum, den Flight anzuwerfen und nicht das T20-Feld. Eine komplett andere Denkweise, da die meisten Amateurdarter das Feld anvisieren. Aber schaue selbst.
Finish-Wege trainieren
Für einen flüssigen Wurf ist es unerlässlich, dass du die Rechenwege mit der Zeit verinnerlichst. Du solltest wissen, auf welcher Zahl du startest, wenn du einen gewissen Restwert hast. Auch solltest du wissen, wo du weitermachen musst, wenn du nicht das anvisierte Ziel triffst, sondern ein Feld daneben oder das Single-Feld statt des Triples.
Von den Profis lernen
Für das anfängliche Lernen der Wege hilft schon das Schauen von Darts im TV. Hier werden die üblichen Checkout Wege bei den Zahlen unter 170 angezeigt. Das hilft, ein erstes Gefühl zu entwickeln. Du kannst dann auch selbst nachdenken, warum jemand bei 64 Rest und noch zwei Darts in der Hand etwa auf die 14 geht.
Mit der Zeit wirst du sicher nach alternativen Wegen googlen, eigene Wege überlegen und auch schauen, was für dich am besten passt, wenn etwa ein Dart daneben geht. Am Anfang ist der Weg der Profiwege aber sicher nicht verkehrt.
Apps und Zählsysteme
Apps und Zählsysteme wie SCOLIA zeigen dir nicht nur den Restscore bei Start der Aufnahme an, sondern auch den Restwert nach einem geworfenen Dart und die weiteren Wege. Das spart dir das Rechnen und hilft, Wege schnell zu erlernen. Nach und nach solltest du diese Hilfen jedoch ausstellen, damit du das Rechnen wirklich lernst.
Ab wann zählen Profis?
Profis beginnen ab der zweiten Aufnahme zu rechnen. Warum? Kleines Beispiel:
Wir starten bei 501 und werfen eine 59, haben also 442 Rest. Würden wir nun stur auf die 20 gehen und eine 100 werfen, hätten wir 342 Rest und könnten uns kein Finish mehr stellen, da 342 – 180 = 162 und das ist nicht in 3 Darts zu checken. Bei 442 sollten wir also eine 100 vermeiden und eher auf eine 98 gehen oder 102/105 über das Halb-Bull.
Board Management
Board Management ist noch ein relativ neuer Begriff im Darts. Ich habe ihn vor 3 Jahren etwa nie gehört. Mittlerweile fällt der Begriff in nahezu jeder TV-Übertragung.
Vereinfacht gesagt bedeutet es, dass du als Spieler das Board so spielst, dass du ständig in der Lage bist, dir (gute Wege) zum Checken offen zu lassen. Ein gutes Board Management setzt das Mitrechnen ab der zweiten Aufnahme voraus. Es verhindert, dass du auf Bogey-Zahlen endest. Zudem sorgt es dafür, dass du dir z. B. auch dann noch (etwa über Single Bull) ein Finish stellen kannst, wenn du das Triple oder sogar die einfache Zahl verpasst.
Spieler, die gutes Board Management betreiben, sind flexibel in ihren Checkout, aber auch Scoring Wegen. Wer sturr auf die (Triple) 20 wirft, hat selten ein gutes Board Management. Spieler, an denen du dir ein Beispiel nehmen und sie im TV oder Streaming einmal beobachten kannst, sind etwa Rob Cross oder Ricardo Pietreczko.
Einfaches Beispiel für Anfänger:
Hast du 7 Rest (passiert am Anfang), gehe nun nicht auf die 1 für D3, sondern auf die 3, für D2. Warum? Verpasst du später die D3, hast du wieder eine ungerade Zahl Rest. Bei der D2 dagegen, hast du weiterhin ein Finish (D1), auch wenn du die D2 verpasst und nur die 2 triffst.
Mentaltraining
Darts entscheidet sich im Kopf. Ein Satz, der schnell dahergesagt ist, aber stimmt. Wer als Dartprofi vor tausenden (lauten) Fans performen muss, abgelenkt wird, sich selbst Druck macht, kleine mentale Spielchen vom Gegner aushalten muss – der braucht Fokus!
Auch jeder Hobbydarter weiß das nur zu gut, wenn sich die Leistung am Board zu Hause und am Turnier gerne mal um 20 Punkte im Average unterscheidet.
Mentaltraining und alles, was für einen guten Fokus sorgt, ist für einen ambitionierten Spieler daher unerlässlich.
Ein guter Einstieg in das Thema ist dieses Video von Florian Hempel:
Empfehlenswerte YouTube Kanäle
Hempel Tempel TV – YouTube Kanal von Dartsprofi Florian Hempel
Dartblog – YouTube Kanal von Darts Trainer Oliver Kaiser
Dartspeak – YouTube Kanal von Dominik Fischer, ambitionierter Amateurspieler
Fazit
Darts soll Spaß machen. Nicht jeder ist der nächste Luke Littler. Setze dir gerne Ziele, aber bleib realistisch. Was realistisch ist, hängt stark von deinem Training ab – aber auch von deinem Talent. Bei manchen geht die Kurve sehr schnell nach oben und stagniert dann, bei anderen eher langsam aber stetig.